Synagoge aus dem 19. Jahrhundert
Zu den der besonderen Sehenswürdigkeiten von Karcag zählt die letzte verbliebene israelitische Kirche im Komitat, die Synagoge, die mehr als 120 Jahre alt ist und seit ihrer Errichtung bis heute ihrer ursprünglichen Funktion dient. Das in der Kertész József utca gelegene Bauwerk mit Blick auf den Kossuth tér wurde im Jahr 1899 im romantischen Stil erbaut, doch es wird vermutet, dass schon früher ein Gebetshaus an dieser Stelle stand. In dieser Straße befand sich auch die 1866 eröffnete Schule der jüdischen Gemeinde, in der bis 1934 unterrichtet wurde; später wurde das Gebäude jedoch abgerissen.
Gründung der Glaubensgemeinschaft
Historischen Angaben zufolge begann die Ansiedlung jüdischer Einwohner in Karcag und Umgebung im Jahr 1848. Bald wurde die Karcager Glaubensgemeinschaft gegründet (1855) und Márk Hirsch wurde zum Rabbiner gewählt, der nach vierjähriger Tätigkeit seine Arbeit in seinem Heimatdorf Tiszabő fortsetzte und später Oberrabbiner von Prag und später von Hamburg wurde. Nach seinem Weggang wurde er von Salamon Schüch abgelöst, der 48 Jahre lang das geistliche Oberhaupt der Gemeinschaft war. Während seiner Amtszeit wurde 1898 mit dem Bau der Synagoge begonnen. Das Gebäude wurde von dem aus Karcag stammenden Architekten Ferenc Blaum, dem Sohn von Ferenc Bolgár, entworfen und bald darauf, am 20. März 1899, eingeweiht.
Besonderheiten des Gebäudes
Die Synagoge hat einen rechteckigen Grundriss und besteht aus einem Hauptgebäude mit Satteldach und einem Vorbau. Die Fenster über dem Haupteingang, den Seitenflügeln und die Fenster im Obergeschoss der Seitenfassade haben einen hufeisenförmigen Abschluss. Zu beiden Seiten des Haupteingangs haben die Seitenflügel Seiteneingänge mit runden Fenstern, die mit Davidstern geschmückt sind. Die Seitenfassaden haben vier Fensterachsen und die Fenster im Erdgeschoss einen geraden Abschluss. Im Inneren der Kirche ist der Davidstern auch im Muster der gusseisernen Konsolen, die die Emporen tragen, abgebildet. Dieses Motiv findet sich auch in den symbolischen dekorativen Motiven der Glasfenster wieder und schmückt alle Fenster. Die verschiedenen Muster auf den Glasfenstern stellen die religiösen Symbole des Judentums dar.
Religiöses Leben in der Synagoge
Innerhalb kurzer Zeit wurde die jüdische Gemeinde zu einem wichtigen Akteur im wirtschaftlichen und geistigen Leben der Stadt.
Nach dem Tod von Salamon Schüch im Jahr 1917 wurde sein Sohn Mór Schüch der dritte Rabbiner von Karcag, er starb 1940.
Im Jahr 1944 sank die Zahl der Gemeindemitglieder auf die Hälfte. Das Andenken an die Brüder, die den Märtyrertod starben, wird durch die Inschrift ihrer Namen an der Märtyrer-Gedenkwand in der Vorhalle der Kirche und an der Märtyrer-Gedenkstele auf dem Friedhof bewahrt.
Aufgrund der geringen Mitgliederzahl der Gemeinde finden die Gottesdienste jährlich zu den Märtyrer-Gedenktagen und den Hohen Feiertagen statt.
Die Sitzordnung der Synagoge sieht vor, dass Männer und Frauen bei religiösen Versammlungen in voneinander getrennten Teilen der Synagoge sitzen, was jedoch nicht für Besucher gilt.
Gruppen werden zur Besichtigung der Synagoge möglichst nach vorheriger Anmeldung erwartet!
Quellen:
https://karcag.hu/izraelita-hitkozseg/
https://www.utazzitthon.hu/latnivalo/karcag/zsinagoga-22466