Besonderheiten der Kirche
Die zwischen 1862-63 im romantischen Stil erbaute Kirche St. Vendel ist mit ihrer anmutigen Erscheinung und ihrem himmelwärts strebenden Turm ein Markstein der Kirchenstraße und die Station unserer sakralen Reise in Fegyvernek.
Das ins Auge fallende Schmuckstück der einschiffigen Kirche mit Querschiff, das von einem halbkreisförmigem Altarraum abgeschlossen wird, ist das am Fuße des Turms befindliche, mit verschiedenen plastischen Elementen geschmückte, sich verjüngende Säulenportal mit Portalgewände und Archivvolten-Bögen. Die strahlend weiß gestrichenen und mit aufwendigen Eisenbeschlägen geschmückten Türflügel verleihen dem Kirchenportal ein imposantes Aussehen. Zu beiden Seiten des Altarraums befindet sich ein halb überdachter Nebenraum, auf der dem Hauptportal zugewandten Seite des Kirchenschiffs ist die Empore.
Sowohl die Wandmalereien als auch das Mobiliar sind im romantischen Stil gehalten. Die Orgel wurde von dem Pester Orgelbaumeister Nándor Komornyik im Jahr ihrer Errichtung gebaut.
Bindeglied zwischen zwei Völkern
Nach der lokalen Geschichtsforschung wurde die Kirche als eine Art Bindeglied zwischen zwei Nationalitäten, der schwäbischen und der ungarischen Gemeinschaft, gebaut, um die beiden Teile der Siedlung miteinander zu versöhnen.
In den 1840er Jahren siedelte sich deutschsprachige Einwohner mit fremder Mundart in Fegyvernek an, wodurch die Zahl der Katholiken erheblich anstieg und 1850 schon dreieinhalbtausend Gläubige zählte. Sowohl die ungarischen als auch die schwäbischen Einwohner brauchten eine Kirche, denn die Siedlung gehörte bis 1862 zur römisch-katholischen Kirche von Tiszabő, wo die Einwohner von Fegyvernek getraut und getauft wurden. Es gab nicht einmal eine Parochie. Der Bau der Kirche markierte den Beginn der sakralen Autonomie, auch wenn es noch nicht möglich war, einen Pfarrer zu unterhalten. Die beiden Nationalitäten konnten sich jedoch nicht über den Standort der neuen Kirche einigen, so dass die von Erzbischof Béla Bartakovics von Eger eingesetzte Delegation beschloss, die Kirche auf dem leeren Grundstück an der Grenze zwischen „Magyarfalu“, in der deutschen Übersetzung „Ungarndorf“ und der schwäbischen Siedlung Annaháza zu bauen. Der Grundstein wurde im Jahr 1862 gelegt. Die Kirche wurde von dem ungarischen Architekten Károly Gerster unter Mitwirkung von Frigyes Feszl und Lipót Kauser erbaut.
Die Kirche wurde 1864 zu Ehren des Heiligen Vendel geweiht.
Die Glocken der Kirche
Die größte ihrer Glocken ist die große Glocke von St. Vendel, die 1863 in Pest von Ferenc Walser gegossen wurde. Sie ist eine der frühesten Glocken Ungarns mit einer Scheibenaufhängung, und auf einer Seite ist das Bild des gleichnamigen Heiligen abgebildet. Die Kleine Glocke wurde 1923 von Ecclesia Harangművek in Budapest unter der Leitung des Deutschen Fritz Wilhelm Rincker gegossen. Die nur 40 kg schwere Seelenglocke wurde 1929 von Ferenc Walser jr. in Budapest hergestellt, an deren Seite ist das ungarische Wappen abgebildet.
Wenn man über den Kirchhof spaziert, kann man eine Dreifaltigkeitssäule (1897) und ein Steinkreuz (1909), beides Spuren der sakralen Architektur zur Jahrhundertwende, entdecken.
Die heutige Kirche wurde 1934 erbaut und steht seit 1957 unter Denkmalschutz.
Quellen:
http://www.muemlekem.hu/muemlek/show/5890
László Országh (2020): A fegyverneki svábok asszimilációja. Zounuk, 2020, Nr. 34 (Jahrbuch des Komitatsarchivs Jász-Nagykun-Szolnok des Ungarischen Nationalarchivs)
http://www.magyarharangok.hu/fegyvernek.html